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Nachteile, Voraussetzungen für Wireless Display

Die Aussicht, ein Tablet, Smartphone oder Notebook ohne die ansonsten übliche Verkabelung an den Fernseher anschließen zu können ist verlockend. Allerdings kämpft die neue Technik noch mit den Tücken der Pionierzeit: Die Hersteller sind weit davon entfernt, sich auf einen gemeinsamen Standard zu einigen und kleinere technische Schwierigkeiten drücken ab und an den Spaß am kabellosen Bildschirm. Die fehlende Standarisierung ist jedoch das größte Problem – ein flächendeckender Standard an den sich TV-Hersteller und die Produzenten der Smartphones, Tablets und Notebooks auch tatsächlich halten ist die einzige Möglichkeit wie sich die ansonsten recht interessante Technik dauerhaft durchsetzen kann. Niemand will vier verschiedene Settop-Boxen neben dem Fernseher stehen haben, nur damit das Smartphone, das Tablet, das Notebook und eventuell noch das Smartphone eines anderen Wohnzimmerbenutzers kabellos verbunden werden kann.

Einen Vorteil für die eigene Plattform hat sich Apple mit AirPlay geschaffen. Da jedes aktuelle Apple-Smartphone, -Tablet und iPod Touch Airplay unterstützt und zum Empfang lediglich eine AppleTV-Box nötig ist, dürfte sich diese Wireless-Display-Version zumindest bei Apple-Nutzern schnell etablieren können. Der immer wieder herbeigemunkelte Apple-Fernseher dürfte ein entsprechendes Funkmodul bereits serienmäßig eingebaut haben. Da Apple Airplay lizenziert könnten auch andere Hersteller ihre Fernsehgeräte serienmäßig für Airplay fit machen. Dagegen sprechen aber oft die finanziellen Interessen dieser Hersteller. Samsung und Sony beispielsweise werden Airplay nicht integrieren, da sie selbst Android-Smartphones und -Tablets anbieten. Für diese gibt es kein Airplay, was Kunden des Unternehmens etwas negativ aufstoßen könnte. Hier könnte sich WiFi Direct anbieten – allerdings ist diese Technik sehr neu, bislang kaum getestet und nur von wenigen CPU-Herstellern wie Qualcomm und Texas Instruments unterstützt. Wenn nicht Samsung und Nvidia ebenfalls auf WiFi Direct setzen, sieht es für eine schnelle Verbreitung eher schlecht aus.

Nachteile, Voraussetzungen für Wireless Display

Nachteile, Voraussetzungen für Wireless Display ©iStockphoto/Alex Slobodkin

Nachrüsten lässt sich WiFi Direct am Smartphone oder Tablet nicht, da es hier um Fähigkeiten des in die CPU integrierten Funkmoduls geht. Mit WiGig existiert allerdings eine konkurrierende Technik, die bereits auf SD-Karten zur Erweiterung von Tablets, Notebooks und eventuell sogar Smartphones verfügbar ist. Der Nachteil von WiGig, die sehr geringe Reichweite, dürfte sich bei der klassischen Wohnzimmernutzung recht wenig bemerkbar machen. Allerdings scheint es der Technik an schlagkräftigen Unterstützern zu fehlen.

Ein solcher wäre der Prozessorhersteller Intel, dort konzentriert man sich aber lieber auf das für die hauseigenen WLAN-Module verfügbare Wireless Display. Zumindest die aktuelle zweite Generation von WiDi funktioniert tatsächlich schon sehr gut. Besonders die spürbar verbesserte Eingabeverzögerung fällt im direkten Vergleich zur ersten Generation stark auf. Die etwas flaue Bildqualität lässt Filmfans zwar mit der Stirn runzeln, um flott einen Youtube-Clip vom Notebook auf den Fernseher zu bringen reicht die Technik aber vollkommen aus. Vorteil für Intel ist die große Basis kompatibler Note- und Netbooks. So gut wie jedes der kommenden Ultrabooks wird WiDi-Kompatibel sein, viele bereits erhältliche Geräte sind es ebenfalls. Etwas weniger schön ist hingegen die Unterstützung der Settop-Boxen. Bei Netgear befinden sich noch immer einige Boxen der nicht empfehlenswerten ersten Generation im Handel, D-Link meldete bei den Recherchen zu diesem Text, dass die eigene Box nicht mehr hergestellt wird. Belkin verkauft seine Screencast-Geräte zwar noch erfolgreich, zeigte sich aber nicht in der Lage, ein Testmuster zu stellen. Generell fehlt Wireless Display eines: Werbung. Viele Menschen besitzen ein WiDi-taugliches Notebook doch kaum jemand kennt die Funktion. Solange Wireless Display im Hintergrund, fast schon verschämt, agiert wird sich der Markt nicht dafür interessieren. Mit den ersten WiDi-tauglichen Tablets auf Basis von x86-CPUs und Windows 8 sollte also tunlichst der Fokus auch auf die Wirless-Display-Tauglichkeit gelenkt werden. Denn vor allem im Tablet-Bereich könnte eine bereits halbwegs etablierte Technik zur kabellosen Ansteuerung von Bildschirmen für Aufsehen sorgen.

Filmfans hingegen können, zumindest wenn das Bankkonto es zulässt, bereits jetzt zugreifen. Allerdings eher bei Wireless HDMI also bei Wireless Display. Die höhere Funkfrequenz und die exklusive Nutzung für Bild- und Toninhalte sorgen für eine bessere Qualität der übertragenen Inhalte. Allerdings ist Wireless HDMI noch immer vergleichsweise teuer und es gibt keine in Notebooks, Tablets oder Smartphones integrierten Sender – aufgrund des recht hohen Energiebedarfes der Technik wird eine solche Lösung auch noch etwas auf sich warten lassen. Eine Lösung für Filme und eine für das Tablet oder das Smartphone? Sicher nichts für den Normalanwender sondern eher für Technikfans mit großer Geldbörse. Es wird also tatsächlich Zeit für einen übergreifenden Standard, auch wenn dann die eine oder andere Gruppe nicht ganz zufrieden sein wird.

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